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Einsatzwoche „Christmas in the City“ vom 19.12.-24.12.2022

Fast hätte es die Einsatzwoche dieses Jahr nicht gegeben….

thumb Mit Kaffee Auswegen und Bibeln unterwegs kleinBei der Planung im September sind der Druck und die Belastung bei einigen hauptamtlich Mitarbeitenden sehr hoch gewesen. Die Woche fordert alle sehr heraus. Wir haben gebetet und überlegt und am Ende ein Konzept entwickelt, bei dem sich die verantwortlichen Mitarbeitenden mehr herausnehmen und ihre Arbeitskraft einteilen können.

Und wir haben neu gemerkt, wie wichtig die Einsatzwoche für alle Beteiligten ist. Sie führt uns zurück zu unseren Wurzeln, denn so sind wir vor 50 Jahren gestartet. Wir sollen uns auf den Weg machen zu den Betroffenen, dorthin, wo sie sind und sich aufhalten – gesendet durch den Geist Gottes und unterschiedliche christliche Kirchen als eine gelebte Allianz in dieser Stadt und Region.

Danke an Reinhard, Alexander, Regina, Monika, Miriam und Daniela, dass ihr diese Woche als hauptamtliches Kernteam ermöglicht habt!

55 Teilnehmende und 365 Geschenke

thumb Insg. 55 Teilnehmende kleinVon Augsburg bis Hamburg haben sich Menschen auf den Weg gemacht, um einen Tag oder alle Tage mit dabei zu sein. Darunter war auch ein ukrainischer Flüchtling, der seine Zeit sinnvoll einsetzen wollte. Auch ehemals drogenabhängige Personen nahmen wieder teil, die mit ihrem Leben als Hoffnungsträger eine Botschaft weitergeben. 365 Geschenke wurden liebevoll verpackt und vom Freundeskreis im Bistro abgegeben. Wir konnten sie sowohl bei unserer Weihnachtsfeier an Heiligabend als auch auf der Drogenszene und in verschiedenen Wohnunterkünften für obdachlose Drogenabhängige verteilen. Über 1500,- Euro wurden gespendet und 250 Gutscheine gekauft und zum Verteilen zurückgegeben. Viele Kuchen, Suppen, Kekse, heißer Kakao und warme Mahlzeiten wurden für die Betroffenen in den Bauwagen gebracht.

Ein herzliches DANKESCHÖN an ALLE, die mitgeholfen und für uns gebetet haben!

Warum ist die Szene in Hamburg besonders herausfordernd?

thumb Gespräche auf der Straße kleinZweimal ist ein Team nach Hamburg gefahren. Die Drogenszene in Hamburg schockt selbst langjährige Mitarbeitende. Sie ist sehr groß, sehr hoffnungslos, sehr dunkel, dreckig und menschenunwürdig. Willi, einer unserer Ehemaligen, war dabei und berichtete: „Dort waren auf einem großen Drogenszeneplatz 200-300 Menschen. Es hat mich bewegt, eine so große Menschenmenge zu sehen, die Drogen konsumiert. Ich wollte Lösungen finden, um den Menschen zu helfen. Außerdem reflektierte ich mich selbst durch dieses Erlebnis noch einmal neu und fragte mich, wo ich gerade im Glauben und im Leben stehe.“

Der, der seinen Namen nicht nennen wollte….

thumb BauwagenDer Bauwagen hatte von Montag bis Freitag von 13:00-17:00 Uhr geöffnet. Donnerstag durfte ich mit dabei sein: Wir starteten als fünfköpfiges Team um 12.00 Uhr mit Aufbau, Einweisung, gegenseitigem Kennenlernen und Gebet. Ich war für den Dienst im kleinen Raum (Bauwagen) eingeteilt. Dort standen die Stühle so dicht, dass man schnell mit den Betroffenen ins Gespräch kam. Der Raum hatte eine warme und freundliche Atmosphäre.

thumb Küchenbereich BauwagenAuch der große Raum mit Tischen und das Außengelände mit Stehtischen und Wärmepilzen hießen an diesem Tag über 60 Betroffene willkommen. Viele Mahlzeiten und Getränke wurden ausgeben – das Team in der Küche hatte alle Hände voll zu tun.

thumb Bauwagen Innenraum kleinGegen 15.00 Uhr (pünktlich zur Andacht) kam ein älterer Herr, der mich anschließend direkt ansprach. Er beschwerte sich über die Kirche und darüber, wie man sich mit so viel Versagen nur Christ nennen kann. Ich fragte ihn nach seinem Namen, aber er wollte ihn nicht sagen. „Namen sind doch nur Schall und Rauch“, meinte er. Ich betete innerlich und hatte dann das Bedürfnis, ihm zu sagen, wie stolz ich bin, Christ zu sein, weil Christ nichts anderes als „kleiner Christus“ bedeutet – jemand, der versucht, Christus in aller Schwachheit nachzufolgen und in seine Fußstapfen zu treten. Der „ohne Namen“ wirkte auf einmal sehr nachdenklich und sagte, dass er es so noch nie betrachtet hätte und plötzlich redeten wir über seine Sehnsucht, Gott mehr zu erleben, zu finden und nachzufolgen.

Besondere Begegnungen am Heiligen Abend

Am Heiligen Abend konnten wir das Bistro von 17.00 Uhr bis 21.00 Uhr mit einer großen Weihnachtsfeier öffnen. Viele Betroffene sind dafür in der Woche eingeladen worden. Einerseits haben wir uns sehr über etwa 100 Besucher an diesem Abend gefreut, andererseits waren wir traurig über viele Eingeladene, die nicht gekommen sind.

thumb Im SOS BistroEs war von Anfang an eine besondere Atmosphäre: Im hinteren Raum waren ca. 45 Besucher, die alle 30 Minuten Weihnachtslieder mitgesungen und den Lebensberichten von Ehemaligen und Andachten zugehört haben. So ruhig und friedvoll haben wir es bislang selten erlebt. Ein Gast namens Michael kam auf mich zu und wollte unbedingt über das Mikrofon eine Ansage machen. Fieberhaft überlegte ich, wie ich diese Anfrage gut lösen könnte, als eine leise Stimme in meinem Herzen sagte: „Höre ihm erstmal zu.“ Im persönlichen Gespräch erzählte er mir von seiner Haftentlassung vor ein paar Tagen, dass er wieder mit Drogen rückfällig ist und sich mit seiner langjährigen Partnerin zerstritten hat. Er weinte und auf Nachfrage berichtete er, dass ihm der Glaube an Gott einmal wichtig gewesen ist und Kraft gegeben hat. Dann entschloss er sich, noch heute Abend zu seiner Partnerin zu gehen und sich mit ihr zu versöhnen. Ich durfte noch für ihn beten und er bat mich, stellvertretend für ihn allen im Raum mitzuteilen, dass man die Hoffnung nicht aufgeben und sich nach Möglichkeit mit Freunden und Verwandten versöhnen soll. Das habe ich dann gerne weitergegeben.

Was kann so eine Woche schon bewegen?

thumb Straßeneinsatz InnenstadtIn Hannover gibt es viele Baustellen und Häuser, die abgerissen werden. Die Menschen, denen wir begegnen, wirken oft auch zerstört und abgerissen. Ein Wiederaufbau scheint kaum möglich. Wie gut, dass es bei Gott keinen hoffnungslosen Fall gibt. Sehen wir nur die aktuelle Situation und Verfassung des Betroffenen oder das, was Gott aus ihm machen kann? Dafür feiern wir Weihnachten und diese Botschaft geht weit über den Weihnachtsbaum und die Geschenke hinaus! Kein Lächeln, keine Wertschätzung, kein Lied, kein Gespräch, keine Andacht, keine Begegnung, keine Anwesenheit auf den Szeneplätzen und kein Gebet sind umsonst gewesen! Oft sehen wir die Auswirkungen erst viel später im Verlauf des neuen Jahres.

Michael Lenzen, 28.12.2022